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Novartis Campus Empfang
Das Empfangsgebäude des Novartis Campus ist zugleich Empfangsdispositiv, Firmenadresse und Repräsentationsbau. Auf minimalem Raum werden jährlich 100000 Besucher begrüsst. Auf den scheinbaren Widerspruch von gewünschter Transparenz und geforderter Sicherheit sollte mit innovativen Lösungen reagiert werden. Repräsentation ist keine Frage der Dimension; das fertige Gebäude versucht nicht, durch Grösse zu imponieren. Das gesamte Haus ist wie eine überdimensionierte Personenschleuse ausgebildet, die aufgrund ihrer Leichtigkeit zu keinem Zeitpunkt als Wachposten empfunden wird. Dieses ‹unsichtbare Haus› steht für die Idee, dass Repräsentation vor allem über persönlichen Kontakt entsteht. Der Besucher wird am Tresen empfangen und kann frei mit dem Personal kommunizieren. Etwas, das selbstverständlich erscheinen mag, ist in Wirklichkeit eine Attraktion. Erst nachts erkennt man den technischen Aufwand, der notwendig war, um eine einfache und natürliche Konversation zu ermöglichen. Dann nämlich wird aus Sicherheitsgründen eine im Tresen untergebrachte, aufwändig konstruierte Sicherheitsverglasung zwischen Portier und Besucher hochgefahren.

Planung und Realisierung: 2003 – 2006, Basel, Schweiz
Architektur: Marco Serra, Mitarbeiter Stephan Schoeller
Generalplanung: Ernst Basler & Partner
Ausführungsplanung: Ernst Basler & Partner mit A2017 Architekten
Licht: Licht Kunst Licht
Signaletik: Mifflin-Schmid Design
Dach
Das Dach ist ein fugenloses, 21,6 x 18,5 m grosses Bauteil aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Es vereinigt Gestaltung, Tragwirkung, Wärmedämmung und Wasserdichtigkeit. CNC-geschnittene Blöcke von 90 x 90 cm aus PUR-Schaum wurden in Handarbeit mit glasfaserverstärktem Kunststoff umwickelt und zusammengefügt. In einem Spezialtransport wurden die Module zur Baustelle gebracht und auf einem Gerüst in Endlage abgesetzt. Nach dem Einbau der Glasfassade konnte das Gerüst entfernt werden.
Lettergate
Das Eingangstor zum Campus birgt eine weitere von Alan Fletchers typografischen Kuriositäten: schlanke, vertikal stark überhöhte Lettern empfangen den Besucher mit ‹CAMPUS OF INNOVATION KNOWLEDGE ENCOUNTER›. Im kleineren Fussgängertor, westlich des Empfangsgebäudes, lässt sich in derselben Technik gefertigt ‹NOVARTIS CAMPUS ST JOHANN› erspähen.
Akustik
Für die abgehängte, 60 m2 grosse Innendecke des Empfangsgebäudes wurden leichte Materialien verwendet, die schwer brennbar sind. Über den Empfangstresen schweben speziell hergestellte, 7 cm breite Stoffbahnen in einer Gesamtlänge von 1,8 km. Diese wurden vor Ort gespannt, um danach fugenlos in die geschwungene Dachkonstruktion eingewoben zu werden und den Eindruck eines fliegenden Teppichs zu erzeugen. Die Stoffbahnen und die dahinter liegenden Füllungen dienen als raumakustische Absorptions-Fläche und sind Flammhemmend imprägniert.
Empfangstresen
Der Empfangstresen hat eine Aussenabmessung von 770 x 648 cm. Er bietet Raum für vier Arbeitsplätze. Nachts, wenn weniger Betrieb herrscht, kann der Tresen in eine Sicherheitszelle verwandelt werden. Auf Knopfdruck können dreiseitig hydraulisch angetriebene Panzerglasscheiben aus dem Tresen hochgefahren werden. Die 6 Glashubzylinder bewegen, bei einer vertikalen und horizontalen Toleranz von ± 1 mm, ein zusammenhängendes Glas mit einer Gesamtlast von 6’000 kg über eine Hubhöhe von 1’400 mm bei einer Geschwindigkeit von 20 mm /s.
Giallo Siena
Der Giallo Siena gilt als Marmor/Halbmarmor. Er kam lange Zeit in der Bildhauerei und im Sakralbau zur Anwendung. Der Stein wird im Grossraum Siena gebrochen. Die Bearbeitung des Giallo Siena ist sehr anspruchsvoll. Um ein schönes Bild zu erreichen ist es unerlässlich, das Muster vor Ort zu komponieren, was im Empfangsgebäude der Fall war. In einer mehrtägigen Arbeit wurde jede Platte, in einer Grösse von 0,85 m x 0,85 m, mit einer Dicke von 2 cm und einem Gewicht von etwa 40 kg, mehrmals verschoben.
Glasfassade
Die Ganzglasfassade trägt das Dach des Empfangsgebäudes und stabilisiert das Gebäude gegen Wind und Erdbeben. Sie erfüllt damit die klassischen Funktionen von Wänden wie Tragwirkung, Wärmedämmung und Wasserdichtigkeit, kommt jedoch ohne Baustoffe wie Stahl, Beton oder Holz aus. Grundelement ist ein U-förmiges Fassadenteil. Es besteht aus einem Isolierglas, zwei aussteifenden Glasschwertern aus Verbundsicherheitsglas und Stahleinfassungen am Kopf und Fuss des Elements. Die Fassadenelemente wurden komplett im Werk gefertigt und sind in sich stabil.
Stühle 7 Onkel
Franz West, ein Wiener, ist einer der renommiertesten Künstler der Gegenwart. Er thematisiert mit den Stühlen das Möbel als Skulptur.
Ulrich Rückriem’s Vögel
Um dem Problem auf das Glas aufprallender Personen und Vögel zu begegnen, wurden auf die Fassade des Empfangsgebäudes Ulrich Rückriem’s Vögel angebracht. Diese basieren auf dem Damenproblem: acht Damen werden so auf dem Schachbrett postiert, dass sie sich gegenseitig nicht schlagen können Es gibt 40 Variationen von Anordnungen und jede Figuration kann mit einer Formel bezeichnet werden: b4 / e3 / f5 / g2 / a6 / c7 / d1. Verbindet man die Punkte zu Polygonen entstehen Formen, die Ulrich Rückriem Vögel getauft hat.
Wellenbrecher
Vor dem Empfangsgebäude steht der von Ulrich Rückriem entworfene Wellenbrecher. Auf dem Grundriss einer Verkehrsinsel und mit den Massen von 27 x 8 m wurden aus Anröchter Dolomit zusammenhängende Gebrächsteile von 80 cm Höhe ausgebaut und als ‹Wellenbrecher› wieder aufgebaut. Die Höhe der Skulptur entspricht einer natürlichen Schichtdicke. Die Steinbruchkante folgt der Geometrie der Verkehrsinsel und lässt eine innere Leerform übrig. Die halbkreisförmigen Enden der Verkehrsinsel werden mit den im Steinbruch vorgefundenen Keilformen zusammengefügt.
Verbindungsgang
Der von Eva Schlegel konzipierte Verbindungsgang zwischen Fabrikstrasse 2 und Fabrikstrasse 4 besteht aus einem 15 cm dicken Dach, 13 unregelmässig gesetzten Stützen und 43 Gläsern. Stützen und Dach, beide aus rostfreiem Stahl, bilden ein räumliches Rahmensystem. Die Gläser bestehen aus VSG und sind in einem speziellen Siebdruckverfahren mit unscharf fotografierten Texten bedruckt. Sie werden auf beiden Seiten in je zwei Ebenen geführt, was eine teilweise Überlappung der Textscheiben ermöglicht.
Treppenhäuser
Die von Eva Schlegel gestalteten Treppenhausüberdachungen bestehen aus einem 13 cm dicken Dach aus rostfreiem Stahl, getragen von Glaswänden. Zur Aussteifung gegen Wind sind die Glaswände im Dach und im Boden eingespannt. Auf der einen Seite ist eine kreisförmige, halb verspiegelte Schicht auf die Gläser gedampft. Der Kreis mit einem Durchmesser von 10 m findet in den Untergeschossen in Form von vorgehängten Spiegeln seine Fortsetzung. Der Übergang zwischen Spiegelverkleidung und tragender Glaswand ist trotz der Einspannung flächenbündig.
Rampendächer
Die beiden von Eva Schlegel gestalteten, identischen Rampendächer sind monolithische Körper aus rostfreiem Stahl. Einer Wippe ähnlich, liegt jedes Dach asymmetrisch auf zwei minimierten, unter den Seitenwänden angeordneten Stahlrollen. Die Tragfunktion wird durch die Aussenhaut des Körpers wahrgenommen. Diese besteht aus 10 mm dicken Stahlblechen und ist rundum luftdicht verschweisst. Bei Veränderungen der Temperatur entsteht ein Über- oder Unterdruck im Körper. Die Dachspitze senkt sich an sonnigen Tagen bis 15 cm nach unten.
SERRA ARCHITEKTEN
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